Schließen Sie kurz die Augen: Stellen Sie sich vor, Sie sind endlich frei von technischen Hürden, logistischen Albträumen und anstrengenden Kundenservice-Problemen. Anstatt sich mit Bugs, Inventarverwaltung und Reklamationen herumzuschlagen, können Sie Ihre Energie in die Erweiterung Ihres Sortiments, den Aufbau Ihrer Marke oder neue Kooperationen investieren.
Die Auslagerung der Verwaltung Ihres Onlineshops an einen externen Dienstleister verspricht Zeitersparnis und sofortige Fachkompetenz. Doch es ist auch eine Wette, die schiefgehen kann, wenn man einige Vorsichtsmaßnahmen nicht trifft. In diesem Artikel gehen wir auf die fünf häufigsten Fehler ein, damit Sie das Beste aus Ihrer E-Commerce-Delegation herausholen – und unangenehme Überraschungen weitgehend vermeiden können.
1. Den Umfang der Delegation nicht klar definieren
Warum ist das riskant?
Wer seinen kompletten E-Commerce „irgendwie“ an einen Dienstleister gibt, ohne Grenzen festzulegen, handelt wie jemand, der seinem Vermieter die Schlüssel überlässt, ohne ein Inventar zu übergeben oder Regeln zu klären. Niemand weiß genau, wer was übernimmt, und Sie bemerken zu spät unterschiedliche Vorstellungen:
- Wer verantwortet das Marketing?
- Bis wohin reicht der Kundenservice? (Nur einfache E-Mail-Antworten oder ein vollständiger After-Sales-Service?)
- Übernimmt der Dienstleister SEO, Werbeanzeigen, Logistik… oder nur Teilbereiche?
Wie man es vermeidet
- Ein klar formuliertes Pflichtenheft: Welche Aufgaben sind inbegriffen, was bleibt in Ihrer Zuständigkeit? Beispielsweise bleibt die Neukundengewinnung (Ads, SEO) inhouse, während Logistik und Kundenservice ausgelagert werden.
- Die erwarteten Ergebnisse auflisten: In welcher Form und wie oft berichtet der Dienstleister? Wochenbericht, KPI (Conversionrate, Retourenanzahl usw.)?
- Datenhoheit klären: Kundenkontakte, Bestellhistorien … wie werden sie gespeichert und unter welchen Bedingungen können Sie darauf zugreifen oder sie zurückfordern?
Visualisierungstipp: Betrachten Sie das Dienstleister-Verhältnis wie eine Wohngemeinschaft. Ohne Vereinbarung, wer welche Rechnungen zahlt, wer welches Zimmer putzt oder den Internetvertrag abschließt, sind Konflikte programmiert.
2. Einen Dienstleister nur nach dem Preis auswählen
Warum ist das riskant?
Natürlich ist es wichtig, das Budget im Blick zu behalten. Doch rein aufs „billigste“ Angebot zu setzen, kann sich langfristig rächen. Ein E-Commerce-Dienstleister mit Schleuderpreisen verfügt eventuell nicht über genügend Ressourcen, qualifizierte Mitarbeiter oder solide Erfahrung. Die Folgen:
- Ständig auftretende Bugs, die nicht (oder spät) gelöst werden
- Halbherzig durchgeführte Marketingkampagnen
- Unkoordinierte Logistik und lückenhafter Kundenservice
Wie man es vermeidet
- Angebote vergleichen: Prüfen Sie mehrere Offerten und achten Sie auf Unterschiede im Leistungsumfang (s. Punkt 1).
- Referenzen checken: Sprechen Sie mit anderen Kunden des Anbieters, schauen Sie sich das Portfolio oder Fallstudien an. Der Ruf ist oft wichtiger als der reine Preis.
- Auf die Kommunikationsqualität achten: Ein reaktiver Anbieter, der Ihre Anforderungen klar versteht und beantwortet, bringt viel mehr als ein vermeintliches Schnäppchen, das Probleme schafft.
Visualisierungstipp: Stellen Sie sich vor, Sie bräuchten einen Chirurgen für einen komplizierten Eingriff – würden Sie ohne weitere Prüfung den günstigsten nehmen? Ihre Onlineshop-Verwaltung ist zwar ein anderes Thema, aber dennoch geschäftskritisch.
3. Auf regelmäßiges Monitoring und Reporting verzichten
Warum ist das riskant?
Auslagern heißt nicht „nichts mehr tun und auf Ergebnisse warten“. Selbst ein kompetenter Dienstleister braucht Ihr regelmäßiges Feedback. Ohne vereinbarte Berichterstattung ist unklar, ob:
- Die Umsätze die erwartete Entwicklung nehmen
- Die Retouren-Quote in die Höhe schnellt
- Die Lieferzeiten nach Plan laufen
Wie man es vermeidet
- Regelmäßige Check-ins: Wöchentlich oder monatlich, je nach Verkaufsvolumen, um über Schlüsselkriterien, Probleme und Optimierungspotenziale zu sprechen.
- Ein Dashboard fordern: Beispielsweise via Google Data Studio oder vergleichbare Tools, mit KPI (Umsatz, Traffic, Conversion, Retouren...). So behalten Sie annähernd in Echtzeit den Überblick.
- Transparenz fördern: Keine Schuldzuweisungen bei kleinen Einbrüchen. Ziel ist, gemeinsam Engpässe zu lösen und die Strategie anzupassen – aber dafür muss der Anbieter Ihnen zuverlässig Einblick in die Daten geben.
Visualisierungstipp: Sehen Sie den Dienstleister als Rallye-Fahrer und sich selbst als Co-Piloten. Ohne regelmäßige Zwischenrufe und Kurskorrekturen läuft man Gefahr, eine falsche Abzweigung zu nehmen oder wichtige Reparaturstopps zu verpassen.
4. Wichtige Vertragskonditionen (SLA, Strafen, Ausstieg) nicht fixieren
Warum ist das riskant?
Zu viele Unternehmer begnügen sich mit vagen mündlichen Absprachen oder sehr knappen Verträgen in Sachen E-Commerce-Delegation. Die Folge: Beim ersten Streit weiß keiner, worauf man sich eigentlich geeinigt hatte. Sie könnten sich in der Bredouille finden, wenn:
- Es regelmäßig zu Verzögerungen kommt, Sie aber keine Handhabe haben
- Der Dienstleister Tools oder Verfahren ändert, ohne Sie einzubinden
- Sie aus dem Vertrag aussteigen wollen, aber Fragen zur Eigentümerschaft der Daten oder dem Übergabezeitplan offen sind
Wie man es vermeidet
- SLA (Service Level Agreement) unterzeichnen: Definieren Sie die Servicegrade (Reaktionszeit für Kundenanfragen, Verfügbarkeit des Shops etc.) sowie eventuelle Vertragsstrafen bei Nichteinhaltung.
- Datenrückgabe festhalten: Falls Sie später wieder eigenständig agieren oder den Anbieter wechseln möchten, wie bekommen Sie Ihre Kundendaten, Auftragshistorie usw. zurück?
- Kündigungs- und Ausstiegsklauseln vereinbaren: Vertragslaufzeiten, automatische Verlängerungen, Bedingungen für eine frühzeitige Vertragsbeendigung… Lieber alles klar regeln als inmitten einer Krise Streit haben.
Visualisierungstipp: Vergleichen Sie es mit einer gewerblichen Vermietung ohne schriftlichen Mietvertrag. Beim ersten größeren Problem ist völlig unklar, wer wofür zuständig ist, und Sie stehen im schlimmsten Fall ungesichert da.
5. Den nötigen Kooperationsaufwand unterschätzen (nicht 100 % “weggegeben”)
Warum ist das riskant?
Den Onlineshop an einen Dienstleister auszulagern bedeutet nicht, alles blind abzugeben und sich zu entfernen. Sie sind immer noch das „Hirn“ Ihrer Marke, und manche Entscheidungen (Markenstrategie, Angebotsgestaltung, Corporate Identity) bleiben bei Ihnen. Wenn Sie komplett „loslassen“, riskieren Sie:
- Unpassende Kommunikation, die nicht zu Ihren Markenwerten passt
- Marketingaktionen, die nicht Ihrer Marken-DNA entsprechen
- Verpasste Marktchancen (weil der Dienstleister nicht alles allein erraten kann)
Wie man es vermeidet
- Strategische Führung behalten: Sie definieren die Richtung, Prioritäten und geplante Weiterentwicklung. Der Dienstleister führt aus, ersetzt aber nicht Ihre Rolle als Kapitän.
- Klare Kommunikationskanäle aufbauen: Slack, Teams, E-Mail, regelmäßige Meetings für wichtige Entscheidungen oder dringende Fragen.
- Selbst am Markt bleiben: Beobachten Sie Wettbewerber und Trends und teilen Sie diese Einsichten mit dem Dienstleister, um die Strategie abzurunden.
Visualisierungstipp: Sehen Sie den Dienstleister als hervorragenden Dirigenten, der das Orchester leitet, aber Sie bleiben der Komponist. Wenn Sie sich völlig zurückziehen, wird er vielleicht „seine eigene Musik“ spielen, statt der Ihrigen.
Fazit: E-Commerce-Delegation erfolgreich meistern, ohne böse Überraschungen
Seinen Onlineshop an einen Dienstleister zu übergeben, verspricht Zeitersparnis, Fachwissen und Entlastung im Alltagsgeschäft. Doch um Enttäuschungen zu vermeiden, sollten Sie sich vor diesen fünf Fehlern hüten:
- Den Delegationsumfang nicht klar definieren
- Nur nach dem Preis auswählen
- Auf regelmäßiges Monitoring/Reporting verzichten
- Vertragskonditionen (SLA, Strafen, Kündigung) vernachlässigen
- Den eigenen Kooperationsaufwand unterschätzen
Wer diese Fallstricke umgeht, steigert die Chancen auf eine reibungslose Zusammenarbeit mit einem Partner, der ein echter Verbündeter wird – statt einer Stressquelle. Stellen Sie sich kurz vor: Sie verfügen über mehr Zeit zum Innovieren, neue Angebote zu schaffen oder an Ihrer Markenbekanntheit zu feilen, während Ihr Onlineshop läuft, ohne dass Sie jede logistische Kleinigkeit selbst regeln müssen.
Das ist die Situation, die Ihnen winkt, wenn Sie die Delegation Ihres E-Commerce als echte Partnerschaft verstehen – klar geregelt, methodisch gesteuert und offen kommuniziert. Viel Erfolg auf dem Weg zu einem freieren, profitableren und entspannteren E-Commerce!
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